Startseite | Impressum/Datenschutz

Zur Person Otto Mainzer

Gegenwart - Teil1
Gegenwart - Teil2
Geschichte: 18-19. Jhdt
Geschichte: Die 60er- 90er Jahre

Inhalt
  1. Otto Mainzer

 

Otto Mainzer

Erst vor wenigen Jahren bin ich auf Otto Mainzer aufmerksam geworden. Im Zusammenhang mit dem Buch "Auf dem Weg zu einer Wissenschaft von der Liebe" zur Verleihung des Internationalen Otto Mainzer Preises an Michael Lukas Moeller († am 7. Juli 2002) stellte ich fest, dass Otto Mainzers Gedanken mich neugierig machten und ich ein Teil seiner Schriften unbedingt lesen wollte. Besonders sein Werk "Die sexuelle Zwangswirtschaft" hatte es mir angetan. Leider ist dieses Werk so gut wie vergriffen und nur noch schwer erhältlich. Zu meinem Glück kam ein Leser meiner Seiten zur Hilfe und verschaffte mir ein Exemplar - Danke!! Den "Prometheus" habe ich zudem als Taschenbuchausgabe über ein Online-Bücher-Antiquariat recht billig erstanden. Eine gebundene Ausgabe (34,77 €) ist im Buchhandel derzeit noch erhältlich (Verlag Stroemfeld).

Wer ist Otto Mainzer?

Otto Mainzer wurde 1903 in Frankfurt am Main geboren. Er wurde Jurist, bekam einen Lehrauftrag für Staats- und Völkerrecht und promovierte über "Gleichheit vor dem Gesetz, Gerechtigkeit und Recht". 1933 wurde ihm die Anwaltszulassung entzogen, er floh von den Nazis nach Paris. 1939 veröffentlichte er unter dem Pseudonym "Peter Grund" den "Zärtlichen Vorstoß in 66 Gedichten". Finanzielle Unterstützung fand er bei André Gide, Heinrich Mann, Arnold Zweig, Erwin Piscator u.a. Das Verbot "sämtlicher Schriften" des Herrn Grund durch die Reichschrifttumskammer folgte sofort.

Beispiele für sein Schaffenswerk, die zum Teil erst in den 80er Jahren veröffentlicht wurden:

1937 Die Eroberung des Geschlechts (1981: Die sexuelle Zwangswirtschaft. Ein erotisches Manifest)
1939 Prometheus (Roman - veröffentlicht 1989)
1940-45 Die geraubten Jahre, Die olympische Krankheit, Das Böse Spiel (Gedichte)
1952 Astarte; Hochzeit (Dramen)

Otto Mainzer widmete sich sein Leben lang der Liebe. Seine Leidenschaften in der Liebe inspirierten ihn in jungen Jahren zu einer Flut von Gedichten. Nach den Schilderungen seiner Lebensgefährtin Ilse Wunsch-Mainzer ("Zurück nach vorn. Mein Leben mit Prometheus. Stroemfeld / Roter Stern, Frankfurt / Basel 1998, ISBN 3-87877-574-1) genoß er seine "Liebesspiele" in vollen Zügen und galt als "Freund der Frauen". Mainzer versuchte seine konkreten Erfahrungen in Liebesdingen stets geistig zu durchdringen. So beschäftigte er sich hierzu - beeinflußt u.a. durch Wilhelm Reich - mit den psycho-sozio-ökonomischen Bedingungen unseres Gesellschaftssystems. Seine mannigfachen Beobachtungen und Einblicke finden in seinem Werk "Die sexuelle Zwangswirtschaft" ihren Ausdruck. Seine dort beschriebene Liebes-Philosophie prägt sein gesamtes Werk, die Poesie, die Erzählung, das Drama. Insbesondere der "Prometheus" packt sämtliche Thesen der "Sexuellen Zwangswirtschaft" in eine umfangreiche Romanhandlung.
Sein Werk "Die sexuelle Zwangswirtschaft" schrieb Otto Mainzer bereits 1937 unter dem Titel "Die Eroberung des Geschlechts". Veröffentlicht wurde dieses Werk aber erst 1981 - in überarbeiteter Fassung. Die Grundaussagen hat er dabei kaum verändert, nur die zeitgeschichtlichen Beispiele wurden von Mainzer aktualisiert.

Otto Mainzers LIEBES-PHILOSOPHIE

Im Zentrum des Interesses steht für Otto Mainzer die "Erforschung der brennendsten persönlichen Frage des Menschen: wer ist wem von Natur zugetan? Wie können sich Mann und Frau sowohl im Geistig-Seelischen wie im Körperlichen harmonisch ergänzen?" Sein zentrales Erkenntnisinteresse gilt also den "erotischen Ergänzungsgesetzen", dem "Chemismus erotischer und geistiger Eigenschaften". Mainzer versteht die Liebe als ein natürliches Resonanzphänomen zwischen den Geschlechtern. Im Prometheus schreibt er hierzu:

"Es gibt Naturgesetze der persönlichen Ergänzung, so gewiß, wie es Gesetze der geschlechtlichen Ergänzung gibt (beides zusammen: die erotischen Ergänzungsgesetze). Wer sie kennt und befolgt, ohne Rücksicht auf materiellen Vorteil oder Nachteil, der kann in Dingen der Liebe nicht danebengreifen, und Herzbrüche dürften ihm unbekannt bleiben. Ein allgemeiner Unterricht in den Elementargesetzen menschlicher Ergänzung würde zu einer gesellschaftlichen Neuorientierung führen und alle bestehenden Interessensysteme unhaltbar machen. Alle Unterschiede der Kaste oder Klasse, der Nationalität oder 'Rasse', des Standes oder Besitzes, würden in ihrer Unpersönlichkeit und Schiefheit erkannt werden und vor dem unterscheidenden Auge des einzelnen zerreißen wie Nebelschwaden vor der aufgehenden Sonne".

Mainzer deutet die Liebe sowohl in persönlicher als auch gesellschaftlicher Hinsicht. Hierbei steht Mainzer mit seinem Denken im Spannungsfeld von Kritik und Utopie. Bezüglich der Liebe lehrt ihm die Wirklichkeit, dass das Bestehende verkorkst sein muß, weil es nicht nur im Widerspruch zu uneingestandenen Bedürfnissen des Menschen, sondern auch zu den geltenden Verhaltensnormen der Gesellschaft steht. Er stellt sich bewußt vor, wie es sein könnte, wenn es ganz anders wäre. Er versucht sich von allem als falsch Empfundenen radikal zu distanzieren, um zu erkennen, wie es richtig sein müßte.

Ich will im folgenden mir wichtig erscheinende Aspekte seiner Liebes-Philosophie in drei Schritten kurz beleuchten:
1. Das Ziel / 2. Die Hindernisse / 3. Der Weg


1. Das Ziel

Mainzer sieht Möglichkeiten einer befreiten Liebe. Demnach ist die "Liebe (...) reine Erotik auf der Stufe erlesener, befreiter Persönlichkeiten (...), zwischen denen eine hautecht-, waschecht-zärtliche Fühlung sich entwickelt. (..) Sie ist erotische Attraktion von solchen, die einander als Freunde unauswechselbar erscheinen, un-vermittelt, spontan und natürlicherweise nachhaltig, d.h. ohne jede andere Verpflichtung, als die beiderseitigen Gaben der Schönheit und des Geistes vorbehaltlos zu tauschen, wie sie sich von selbst dazu anbieten." Und weiter: "Liebe ist poly-persönlich. Homo sapiens ist ein erotisch wählerisches und abwechslungsreiches Tier, das sich nicht in die Zwangsjacke ausschließlichen Besitzes stecken läßt, ohne an Geist und Seele Schaden zu nehmen. Das gilt für beide Geschlechter. (...) Eine Frau kann mehrere Männer lieben - wie diese mehrere Frauen. Wenn die Geliebten nicht nur erotisch, sondern auch als Freunde instinktgerecht gewählt sind, schließen sie einander nicht aus. Kein liebender Freund wird seine Krallen in den anderen schlagen und ihn als bloßes Objekt seiner Begierde behandeln. Was einen Freund erfüllt, sein Denken anregt, sein Erleben reicher und glücklicher macht, bereichert mittelbar unser eigenes Leben.(..) Wechselseitige Freundschaft ist nicht nur eine Grundbedingung poly-persönlicher Liebe, sondern ihr hygienisches Prinzip: Es schließt sexuelles Sich-Wegwerfen aus, welches mit Freundschaft unvereinbar ist, weil es die Gesundheit, die geschlechtliche Befriedigung oder den Seelenfrieden eines Freundes gefährden könnte.
Liebe ist exklusiv im Sinne der Persönlichkeit, aber nicht ausschließlich im Sinne der Einzahl. Sie ist weder mono- noch polygamisch. Sie mag orthogamisch genannt werden, insofern naturhaft-richtige gegenseitige Auswahl einander sexuell und persönlich anziehender Individuen ihr einziges ordnendes Prinzip ist." Und deshalb: "wer liebt, kennt keine Eifersucht... Wie könnten wir einem Menschen, den wir als Freund erleben, andere Freunde mißgönnen, die sein Leben erhöhen, womöglich in einer Weise, die uns nicht gegeben ist?"

In vorausahnender Weitsicht beschreibt Mainzer hier die Möglichkeit erotischer Freundschaften, die erst heutzutage im Werden zu sein scheinen, als ein sozialer Wert aber erst vor ihrer Anerkennung stehen. Diesbezüglich finde ich die Schriften von Otto Mainzer hochinteressant, da er dazu einige Denkanstöße gibt und mit seinem Lebensstil selbst dafür eingetreten ist.

In diesem Zusammenhang soll noch eine Besonderheit im Denken von Mainzer verdeutlicht werden. Mainzer sucht in der Begegnung der Geschlechter nach der für unsere erotische Partnerwahl verantwortlichen Matrix. Von welchen Kräften und Wirkmechanismen lass ich mich in der Liebe leiten? wer bzw. was übernimmt in meinem Liebesleben die Regie? Für Mainzer ist klar: "Man hat seine Freunde, wie man seine Nase hat". Die erotischen Ergänzungsgesetze werden maßgeblich von den jeweiligen Veranlagungen der Beteiligten bestimmt. Um es derb, platt und banal zu sagen: "Jeder Tierzüchter weiß, dass Weibchen nicht gleich Weibchen und Männchen nicht gleich Männchen ist, und dass nicht jedes Weibchen sich von jedem Männchen nach Belieben decken läßt." Keine Sorge: Mainzer verfällt hier keinem naiven, allzu billigen Biologismus. Dennoch denkt er hierbei auch an die möglichen Forschungsergebnisse einer Vererbungswissenschaft bzw. an eine Wissenschaft der Physiognomik, welche die Gesetzlichkeit des Körperlichen untersucht, die in wechselseitiger erotischer Anziehung waltet. Grundsätzlich setzt er sich für eine unvoreingenommene, offene Wissenschaft ein, die in einer ganzheitlichen, interdisziplinären Betrachtungsweise die erotischen Ergänzungsgesetzte erforscht. Mainzer interessiert sich somit für die biologischen, kulturellen als auch für die persönlich Fundamente der Liebe.

Die Möglichkeit erotischer Freundschaften ist für Mainzer auch von anthropologischer als auch politischer Bedeutung. An dieser Stelle wird es nun heikel und schwierig, da Mainzer hierbei Tabuzonen betritt: die eugenische Ordnung! Klingt irgendwie sofort nach Nazi-Ideologie. Was kann also Mainzer als geborener Jude und NS-Verfolgter damit meinen? im folgenden der Versuch einer Zusammenfassung:

Zunächst: die regulierende Kraft einer eugenische Ordnung gibt es als Faktum innerhalb der Menschheit so oder so. Ob wir es wollen oder nicht. Die Frage ist, welche Art von eugenischer Ordnung wir bewußt und selbstbestimmt als aufgeklärte und vernunftbegabte Menschen gestalten können und wollen. Etwas konkreter:
Für Mainzer steht die Menschheit vor dem Problem einer akuten Erdüberbevölkerung. Krieg ist hierbei eine mißglückte und grausame Lösung. Freiwilliges Aussterben wäre wohl noch die glücklichste Lösung. Sie würde der Menschheit "die periodischen Katastrophen des Massenselbstmordes und der gegenseitigen kriegerischen Ausrottung sparen, mit denen eine nach den Gesetzen eugenischer Ökonomie unverantwortbare Brut sich regelmäßig wieder aus der Welt schafft, nicht weniger brutal und schmerzhaft als sie, unter Drohungen des Staates, dem Segen der Priester, den Lockungen der Steuerersparnis, sich eingedrängt hat". Für Mainzer gilt: Der Mensch kann neu konzipiert werden. Die Menschheit erschafft und begrenzt sich als Erdbewohner dabei selbst. Wie wird aber - so humanistisch und friedlich wie möglich - bestimmt, wer in Zukunft als Mensch erwünscht bzw. wer unerwünscht ist? Mainzer kennt darauf eine Antwort: "Letzten Endes würde die Frau das Gesicht der Menschheit bestimmen, indem sie souverän entscheidet, ob sie einen Mann zu ihrer Befruchtung annehmen will - vorausgesetzt, dass sie rechtlich und wirtschaftlich (..) befähigt wird, die natürliche Funktion erotischer Gattenwahl frei und furchtlos zu erfüllen". Mainzer diskutiert in diesem Zusammenhang ein Mutterschafts-Steuer (sexueller Lastenausgleich), welche von allen Männern in Gestalt eines prozentualen Zuschlages zur ihrer Einkommenssteuer erhoben werden könnte.
Was zählt ist also die eugenische Selbstbestimmung (bzw. sexuelle Selbststeuerung) der Frau. Demnach gilt es "abzulehnen alle bisherigen Züchtungs-Versuche, wie die der Nazis, bei denen der Staat diktatorisch in die persönlichen Geschlechtsbeziehungen eingreift". Der Staat hätte in Zukunft nur "das freie Spiel der erotischen Kräfte zu garantieren und den sexuellen Organismus gegen Korruption und Vergewaltigung zu beschützen - das genaue Gegenteil von dem, was alle historischen Staaten getan habe"

Mainzer wirft hier noch viele kontroverse Fragen auf, denen nachzugehen sich sicherlich lohnen würde...


2. Die Hindernisse

Auf dem Weg zur befreiten Liebe gilt es die sexuelle Zwangswirtschaft als größtes Hindernis zu überwinden. Sexuelle Zwangswirtschaft bedeutet die zwangsweise Verknüpfung erotischer Bedürfnisse mit ökonomischen Absichten, wobei weder die Aufgaben des Sexus noch die der Wirtschaft befriedigend gelöst werden können. Denn was am Menschen aufrichtig und zärtlich ist, kommt vom Eros; hinterhältig und grausam ist nur seine wirtschaftliche Ausbeutung". Otto Mainzer sammelt hierzu vielfältige Beispiele, die seine Thesen belegen. Verfilzte Motive durchdringen überall das Geschlechterspiel und machen die Beteiligten unglücklich und leidenschaftslos. Scharfsichtig und nicht ohne Spott kritisiert Mainzer fragwürdige Erziehungsprinzipien, die unsägliche Konformierung mit Konventionen, die unseren natürlichen Bedürfnissen widersprechen... - kurzum entlarvt er unser verfälschtes, ungeiles und korruptes Spiel der Liebe. Aus dem Inhalt: die sexuelle Korruption / von der Trennung der Geschlechter / von der Kunst, ein schlechtes Gewissen zu fabrizieren / zur Psychologie des sexuellen Marktes / zur Philosophie gefallener Männer und denaturierter Männlichkeit / Waren-Reserve und Frigidität / Illusionen der Freiheit / über untaugliche Befreiungsversuche / über Ausschließlichkeit und Eifersucht / ....

Wer sich auf seine Kulturkritik einläßt, bleibt in seinem Denken und Handeln nicht folgenlos...

3. Der Weg

Ein zentrales Anlagen von Mainzer ist, die Geschlechter zu befähigen, sich sexuell so zu entwickeln, wie sie von Natur aus angelegt sind, und dadurch die bestmöglichen erotischen Ergänzungen zu finden. In seinem Buch "sexuelle Zwangswirtschaft" gibt es dazu ein ganzes Kapitel: "ERO-PRAKTIKUM. Elemente der Liebeskunst in liebesfeindlicher Umgebung". Mainzer bietet hier ein Sammelsurium hochinteressanter Denkanstöße, die zudem noch humorvoll und angenehm spöttisch zubereitet sind. Zunächst gilt es für jeden an der befreiten Liebe Interessierten, sich in geistiger Selbstverteidigung zu üben: "Wer in liebesfeindlicher Umgebung erotisch nicht zu Schaden kommen will, muß zunächst einmal lernen, von dieser Umgebung geistig Abstand zu nehmen. Er muß versuchen, sich freizumachen von ihren Vorurteilen, Denkweisen und Religionen. Im Maße seiner Selbst-Befreiung mag er beginnen, unabhängig von dem Menschenkreis, in den er geboren und wirtschaftlich eingefügt ist, seine natürliche Freunde zu finden und jenseits der üblichen gesellschaftlichen Konventionen und Schranken sich seinen eigenen Kreis zu schaffen." Von da aus gibt Mainzer konkrete Handlungsvorschläge für ein gelingendes erotisches Miteinander. Hierzu einige Beispiele, die mir zunächst am stärksten aufgefallen sind:
"Unmittelbarkeit, Echtheit und wahrer Selbst-Ausdruck ist das erste Gebot für alle, die erotisch passende Mitspieler finden wollen". Mainzer macht deutlich, dass sich heutzutage viele in der Liebe als "Mogelpackungen" begegnen. Er kritisiert vehement die klinisch-aseptische Verfälschung natürlicher Körperlichkeit. "Sind alle wechselseitigen erotischen Signale durch modern-geschlechtsfremde Routinen ausgeschaltet, so wird es immer schwieriger, zwischen den geschniegelten und gebügelten, garantiert keimfreien Zweibeinern, deren tägliche Berührung auf dem Nullpunkt der Persönlichkeit gehalten und banalisiert ist, irgendeine Art von Spontanität wiederherzustellen". "Der Hautgeruch eines Menschen ist erotisch und persönlich bedeutsam: Wen wir 'nicht riechen können', den sollen wir meiden. Deodorants oder Kölnisch Wasser, alle Düfte Arabiens können junge Menschen nur hindern, einander erotisch-richtig zu wittern. 'Haare unterm Arm gehören zu einem richtigen Geschlechtsakt'. So sagte ein herzhaftes Berliner Mädchen, das wußte, wovon es sprach. Ausrasierte Achselhöhlen machen die Frau zur Puppe im Schaukasten der sexuellen Zwangswirtschaft. Wer lieben will muß Menschen suchen und darf seine Zeit nicht mit Puppen vertun."

Desweiteren versucht sich Mainzer in der Beschreibung potenter Liebesaspiranten. Woran erkennt man sie? Für Mainzer gibt es hier vielfältige Erkennungszeichen, wie z.B.: "Potente Männer und Frauen sind, wenn an nichts anderem, an einem vollen, ebenmäßig gerundeten Nacken zu erkennen, von dem sich noch ein Muskelstrang verstärkend abzuheben scheint. Sie 'haben es hinter den Ohren' sagt der Volksmund." Mainzer gibt hier zahlreiche Hinweise einer möglichen wissenschaftlichen Physiognomik, die für ihn lediglich als Augenöffner oder als Hypothesen gedacht sind. Mögen wir sie überprüfen!

Was denkt Mainzer in diesem Zusammenhang eigentlich über homosexuelle Menschen? Hierzu ein Beispiel: "Hermaphroditen oder naturhaft (nicht sexuell-zwangswirtschaftlich bedingt) Homosexuelle mögen sich miteinander vergnügen, so gut sie können. Für die gegenseitige erotische Auslese der Geschlechter sind sie uninteressant und belanglos, sofern sie nicht störend wirken, indem sie von Natur artgemäß ausgeprägte Menschen in ihre Kreise ziehen und pervertieren" Gewiß eine kontroverse und problematische Aussage, die Mainzer hier angibt. Für mich gibt es bei Mainzer einige solcher "arroganten" Aussagen. Trotzdem finde ich die Gedankenwelt von Mainzer grundsätzlich von einem offenen, suchenden und toleranten Geist geprägt.


Ein weiterer Gedanke: "Wer zur Liebe frei werden will, muss sich so früh wie möglich auf eigene Füße stellen, ökonomisch wie geistig. Von Anbeginn muß er herauszufinden suchen, welche Menschen und Ideen ihm bekömmlich sind, um sie zu wählen wie seine Nahrung, zum Aufbau seiner Persönlichkeit." Im Prometheus steht dazu: "Ich will alles versuchen, wozu mein Geist fähig ist, aber von anderen nur hereinlassen, was mich anspornt und mutiger macht, mich selbst aus mir herauszuholen..."

"Unverhülltheit, geistig wie leiblich, ist das Wahrzeichen der erotisch Mächtigen"

"Man muß dreißig Menschen näher anschauen, anhören, anschnuppern, um einen in Liebe zu erkennen"

"Jeder körperlichen Berührung sollte eine seelische vorangehen"

"Vereint lieben, getrennt schlafen! Die Gesundheit aller Liebesbeziehungen hängt davon ab, dass jeder zumindest einen Raum für sich hat, in dem er unbeschränkt walten, allein sein kann, oder zusammen, mit wem er will."

Hiermit setze ich ein Ende.....

 

 

Literatur:

Otto Mainzer: Prometheus, Gebundene Ausgabe - 701 Seiten - Stroemfeld, Ffm. Erscheinungsdatum: Juni 1989, ISBN: 3878773250
Mainzer, Otto 1986: Die sexuelle Zwangswirtschaft. Ein erotisches Manifest, (Golmann-Verlag, vergriffen)

Seitenanfang